Was Ihr wollt
„Zwischen den Jahren“ heißen die Tage und Nächte, in denen wir gegenwärtig leben. In Oberösterreich heißen sie „unter der Nachtn“ – wegen der HI. Nacht, der sich alles unterordnete...Eigentlich – lernte ich beim Kollegen Hartmut, der ein Buch darüber schrieb - eigentlich wimmelt die Terminierung um Weihnachten und Neujahr herum von mathematischer wie sprachlicher Unlogik. Eigentlich dauerten die Festtage um die HI. Nacht bis zum 6. Januar. So jedenfalls hat die Synode von Tours im Jahr 567 nach dem freudigen Ereignis in Bethlehem gleich eine ganze Serie Heiliger Nächte beschlossen. Eigentlich. Ungefähr Die Tage hießen später auch präziser die „Zwölften", aber das ist auch nur scheinbar präzise. Denn vom 24. Dezember bis 6. Januar sind es 13 und die „Zwölften“ müssten Dreizehn heißen. Früher Aberglaube von wegen 13? Nein, sagt Hartmut, die Zwölften rechneten sich nach der späteren preußischen Zählweise und die begann mit dem 2. Weihnachtstag. Manche Unlogik bekommt durch Psycho-Logik Sinn: Im Festtagsrausch ändert sich das Zeitbewusstsein, im Vollrausch löst es sich gar auf. Und unsere Ahnen fuhren, ritten und gingen damals noch ohne Promille-Begrenzung und be-tranken das heilige Fest. Die preußischen „Zwölften" waren im Volk auch deshalb so beliebt, weil diese Tage für das Gesinde auf den Höfen und das Personal in den Häusern oft die einzigen freien Tage am Stück waren. Die Heilige Nacht brachte als Geschenk diese oft einzigen Ferien (lat.=feria=Festtag, freie Zeit). Manchmal betranken sich unsere Vorfahren in diesen heiligen Zeiten über unheilige Grenzen hinweg, weswegen auch im Königreich Hannover der 3. Weihnachtstag gestrichen wurde wegen, ausartender Völlerei und Hurerei" und daraus folgender Arbeitsunfähigkeit im Neuen Jahre. Und das bedeutete weniger Geld im Staate. Die angeblich geniale Idee unserer heutigen Staatslenker, kirchliche Feiertage wie den Buß- und Bettag zu streichen, ist also ein alter Hut, aus dem illiquide Staatsführer wie Könige, Kanzler oder Vorstandsvorsitzende Geld zaubern. Eigentlich, sagt der Hartmut. eigentlich sind die Kalenderdatierungen dieser Zeiten zwischen den Jahren so, wie William Shakespeares Komödie ,,Was Ihr wollt" es meinte. Das beliebte Stück hieß original, The Twelfth Night" und geriet ihm zum Neujahrsschlager. Was Ihr wollt, was wir wollen? In diesen Festtagen um Silvester und Neujahr und Dreikönigstag und in den verbleibenden Tagen von 2003? Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir wissen, was wir wollen. Damit wir am Ende vom neuen Jahr gern und dankbar darauf zurückschauen können.
31. Dezember 2002